Guerilla Gardening

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Guerilla Gardening
Eine mit Bienen-freundlichen Wildblumensamen bestückte Verkehrsinsel in Marburg a.d. Lahn

Als Guerrilla Gardening bezeichnet man die (heimliche) Bepflanzung öffentlicher Flächen. Es ist eine Protestform gegen das triste Erscheinungsbild vieler Innenstädte und ein Aufruf zur Verschönerung durch Begrünung brachliegender Flächen.

Die meisten Guerrilla Gardener gibt es in Großstädten, da es dort oft nur sehr wenig Grünflächen gibt.

Guerilla Gardening-Tipps

  • Bepflanze eine Baumscheibe vor deinem Haus.
  • Bewässere Straßenbäume im Hochsommer.
  • Versuche, die Unterstützung des Gartenbauamts der Stadt zu gewinnen.
  • Schlage eine Bepflanzung oder Nutzung der Fläche vor (Beispiel: kostenloser Gemüsegarten an der Stadtmauer der Stadt Andernach)
    • Eine Pflege auf längere Sicht muss gewährleistet sein. Zum Wässern im Hochsommer die Nachbarschaft miteinzubinden fördert die Kommunikation und mindert die Anonymität.
    • Eine Absprache mit dem Revier-Gärtner ist notwendig, damit stumpfsinnige Mitarbeiter die Bepflanzung nicht als Unkraut abmähen. Die Fläche wird dann aus dem regulären Pflegeplan herausgenommen.

Legale Aktionen

Nicht nur die Stadt Münster bietet Firmen Patenschaften für Kreisel an - hier der Kreisel Alsfeld

Bevor man zum heimlichen Guerilla wird, kann man erst mal beim Grünflächenamt nachfragen, ob es eventuell bereits Aktionen gibt. Viele Städte, die kaum einen Etat für solche Bepflanzung und Unterhalt haben, sind froh um Bürger-Engagement und der Revier-Gärtner unterstützt die Bürger mit Tipps und seiner Erfahrung.

Ein Beispiel ist die Stadt Münster/Westfalen mit ihrer Aktion "Bürger bekennen Farbe". Die Stadt setzt einen Hinweis-Pfosten ein (Anerkennung auf dauerhaft gepflegte Flächen), veröffentlicht auf ihrer Website Fotos und stellt zum Beispiel auch Wildblumensamen bereit. Ebenso bietet sie Grünflächen wie Kreisel an (auch für Firmen oder Werbegemeinschaften).

Pflanz-Tipps für Baumscheiben

Baumscheibe die in einer Bürgeraktion in Münster/Westfalen bepflanzt wurde

Als Baumscheiben bezeichnet man die Fläche rund um einen Straßenbaum.

Allgemeine Tipps

  • Mediterrane Pflanzen brauchen viel Sonne - und die Bäume geben oft mehr Schatten als man denkt. Also sollte man vor dem Einkauf am Besten den Sonnenstand beobachten.
  • Im Hochsommer muss man trotz allem gießen. Und im Winter ersparen ein paar Tannenzweige zum Abdecken die Neupflanzung im nächsten Jahr.
  • Für Verteiler-Kästen kann man per E-Mail an die Telekom (Telefon) oder Stadtwerke (Strom) eine Erlaubnis zur Verzierung erhalten (Die Figuren im Foto sind dennoch leider immer wieder Vandalismus zum Opfer gefallen.)
  • Der Baum soll nicht durch ausufernde Pflanzen beeinträchtigt werden. Außerdem sollen die (meist flachen) Wurzeln des Baumes nicht beschädigt werden. Diese benötigt der Baum für die Aufnahme von Regenwasser.
  • Bitte keine Sträucher pflanzen, die womöglich den Verkehrsteilnehmern die Sicht verdecken.
  • Die Bepflanzung ist bei Jungbäumen einfacher, weil die Erde noch nicht so fest verwurzelt ist.
  • Wenn im Rahmen von Gehwegarbeiten die Erde gelockert wurde, ist eine gute Gelegenheit mit dem Guerilla Gardening loszulegen.

Geeignete Pflanzen für Baumscheiben

Die Fläche um Straßenbäume herum benötigt Pflanzen, die Trockenheit gut aushalten - also mediterrane Pflanzen wie Lavendel, Rosmarin (früh bis spät blühendes Hummel- und Bienenfutter), Feld-Thymian als Bodendecker, evtl. eine Agave. Gärtner im Fachgeschäft kennen auch Pflanzen für magere, trockene Böden.

Weitere geeignete Pflanzen für Baumscheiben:

  • Bienen-/Hummel-freundliche Fetthenne, die man in verschiedenen Höhen und Blatt-/Blüten-Farben gruppieren kann und andere Sukkulenten-Arten, die Wasser in den Blättern speichern. Auch Dachwurze geben hübsche Polster. Die ähnlichen, größeren Porzellanblumen halten sich in Baumscheiben nicht so gut[1].
  • Kiwifarbene Lemonballs und afrikanische Mittagsblümchen mit ihren quietschbunten Blüten eignen sich für den Sommer - die Mittagsblümchen brauchen zum Öffnen natürlich Sonne.
  • Katzenminze, Islandmohn und Stiefmütterchen sind dankbare Blühpflanzen und auch ziemlich widerstandsfähig in milden Wintern.
  • Die Spitzen von gekappten Taxus-Sträuchern können im Winter monatelang grüne Tupfer geben. Blaugras, die hell-dunkel-grünen Graswirbel und leuchtend-grüne-Fingerheide im Herbst setzen noch lange im Winter Farb-Akzente.
  • In die Zwischenräume kommen die Osterglocken-Zwiebeln aus den Geschenktöpfen und Tulpenzwiebeln - dies gibt einen schönen Anblick im Frühling. Schlüsselblumen zum Verwildern (bedrohte Pflanzenart) eignen sich für große Baumscheiben: Sie können sich nach einem Jahr ziemlich ausbreiten - besser man kann dafür Randstücke von nachbarlichen oder städtischen Eigentümern miteinbeziehen wie im Bild unten.
  • Küchenschellen blühen hübsch im April und geben hübsche Puschel-Samenstände. Edelraute (Artemisia) gibt ein hübsches, wiederkehrendes silbernes Polster.
  • Für weitestgehend schattige Plätze eignen sich Begonien - gut sind sie mit etwas mehr Blumenerde um den Ballen und einem Schuss Wasser im Hochsommer zu versorgen.
  • Storchenschnabel, Frauenmantel, Efeu kleines Immergrün eignen sich ebenfalls. Bei alten großen Bäumen gedeihen oft nur robuste Bodendecker wie Golderdbeere, Garten-Alpenveilchen, Goldnesseln und Nieswurz.
  • Funkien und Physalis eignen sich wegen ihrer Robustheit gut.

Ungeeignete Pflanzen:

  • Rosen sind wegen ihrer Dornen und der Pflegebedürftigkeit unpraktisch.

Vorbereitung

Baumscheibe im Sommer, mit oben genannten Pflanzen
  • Mit dem gefüllten Kofferraum an der Baumscheibe geparkt, braucht man nichts zu schleppen. Eine 1 €-Schippe im Beet drapiert drückt auch Präsenz aus. Ebenso die Pflanzen-Schildchen, wo man später auch nachgucken kann, was Saison-Pflanzen und was winterfeste Pflanzen waren - und was eingegangen ist.
  • Wenn man kann, die obere Erde mit Mutterboden austauschen (bis 10 cm tief, zum Beispiel wenn sie vorher Hundepinkelplatz war) oder Blumenerde untermischen. Dabei die Baumwurzeln nicht unnötig beschädigen.
  • Günstige Blumenerde mit wasserspeichernden Perlen um die Ballen einfüllen.
  • Gießrille-eindrücken nicht vergessen, um das Regenwasser zum Eindringen am Ballen zu halten.
  • Ein Sack Rindenmulch mindert Unkraut-sprießen und gibt hübsche Farbakzente und verhindert das Austrocknen. Nicht zu nah an den Stengel, damit der kostbare Regen nicht auf einer Mulchdecke verdunstet statt im Gießring einzusickern.
  • Aufragende "Solitär-"Pflanzen am Rande laden Hunde ein zum Markieren - also abstufen oder mit "piss-off" besprühen, bis die Hunde das Interesse verlieren. Im Foto sitzt am Pfosten eine "Verpiß-Dich"-Pflanze, die mit ihren sukkulenten-artigen Blättern auch recht gut gehalten hat. Gegen Drüber-laufen kantige Steine aus den Beet-Tiefen zum Einfassen nutzen.
  • Für die Begonien im Bildhintergrund habe ich mich zum Zuständigen der Eigentümergemeinschaft der Fläche durchgefragt - das gab neue, nette Kontakte mit Gieß-Angeboten für den Sommer.


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  1. Persönliche Erfahrung der Autorin Heike Witzel